Taborkirche Hohenschönhausen
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| Basisdaten | |
|---|---|
| Konfession | evangelisch |
| Ort | Berlin-Alt-Hohenschönhausen, Hauptstr. 42, Deutschland |
| Landeskirche | Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz |
| Baugeschichte | |
| Baubeginn | um 1250 |
| Baubeschreibung | |
| Baustil | Feldsteinkirche mit roten Backsteinabschnitten |
| Bautyp | Romanik, Gotik |
| Funktion und Titel | |
| Gemeindekirche, Offene Kirche, Kulturort, Kulturdenkmal | |
| 52° 32′ 55,5″ N, 13° 30′ 27,8″ O | |

Die Dorfkirche Hohenschönhausen, seit 1905 Taborkirche, ist die Kirche der Evangelischen Kirchengemeinde Berlin-Hohenschönhausen in der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und das älteste Gebäude im Berliner Ortsteil Alt-Hohenschönhausen des Bezirks Lichtenberg. Der an der Hauptstraße stehende Bau zählt zu den kleinsten Dorfkirchen in Berlin.
Die Kirche befindet sich an der Haupt-, Ecke Wartenberger Straße am östlichen Rand des Hohenschönhauser Dorfkerns, inmitten des alten Friedhofs. Das Grundstück ist teilweise mit einer Feldsteinmauer eingefriedet.
Geschichte
| ]Das Dorf Hohenschönhausen wurde um 1230 gegründet. Die steinerne Dorfkirche entstand etwa 30 Jahre nach der Gründung Hohenschönhausens, vermutlich als Ersatz eines hölzernen Vorgängerbaus. Den ältesten Teil bildet der rechteckige Chor aus sorgfältig gequaderten Feldsteinblöcken im Stil der Spätromanik (Rundbogenfenster an der linken, oberen südlichen Chorwand) beziehungsweise Frühgotik (Ende des 13. Jahrhunderts). Der Chor hat einen Ostgiebel mit Spitzbogenblenden. Das aus unregelmäßig gequaderten Feldsteinen gemauerte Langhaus kamen zum Ende des 15. Jahrhunderts hinzu. Das Langhaus stützt sich auf einen Mittelpfeiler, von dem vier Dreistrahlgewölbe ausgehen. Die Sakristei auf der Nordseite des Chors, ursprünglich Gruft der Familie von Röbel, kam in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts hinzu.
Um 1470 erhielt die Kirche den ersten Turm aus Fachwerk, die ersten Glocken sollen im darauf folgenden Jahr gekommen sein. Im 18. Jahrhundert entstand an seiner Stelle ein neuer Turm mit Barockhaube.
Weitere Aus- und Umbauten sind für die Jahre 1714 und 1738 angegeben. 1772 und 1898 wurden jeweils die Glocken ersetzt. Im Jahr 1905 Umbau des Innenraums und die Südseite bekam einen Anbaut; der spätestens 1834 (Tuschezeichnung von Heinrich Wohler (1817–1894)) entstandene Südanbau aus Fachwerk wurde erneuert. Nach Abschluss der Arbeiten erfolgte die feierliche Einweihung als Taborkirche. Der Name leitet sich vom Berg Tabor in Israel ab, auf dem nach christlicher Überlieferung die Verklärung des Herrn stattfand. Im Wort Tabor, das aus der Hussitenzeit stammt, schwingt aber auch die Bezeichnung für Tabor als Wehranlage oder Wehrkirche mit und die Bezeichnung für einen Ort, an dem man zu dieser Zeit, im Freien Andacht hielt.
Die 1917 beschlagnahmten Bronzeglocken wurden im Folgejahr durch stählerne ersetzt. Im Jahr 1924 kam der heutige Marienaltar der Wartenberger Dorfkirche, der sich seit 1885 im Märkischen Museum befand, in die Taborkirche Hohenschönhausen. Außerdem wurden die beiden Südanbauten erneuert. Wegen Baufälligkeit trug man im Jahr 1953 den Turm ab und der Innenraum erfuhr im Jahr 1989 eine Restaurierung.
Offene Kirche
| ]Die Taborkirche gehört zu einer der Offenen Kirchen in Berlin-Brandenburg. Besucher außerhalb der Gottesdienste können die Kirche Mittwochs von 16 bis 18 Uhr besuchen (gilt von April bis September).
Beschreibung
| ]Äußeres
| ]Die Kirche besteht aus den Bauwerksteilen Chor im östlichen Teil und Langhaus im westlichen Teil. Die Sakristei schließt sich nördlich an den Chor an. Auf der Südseite sind zwei Anbauten aus dem Jahr 1905. Im kleineren Anbau war zunächst der Aufgang zur Patronatsloge untergebracht; mittlerweile befindet sich dort die Orgelempore.
- Außenansicht
- Eingangsportal
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Außenansicht von Chor und Sakristei -
Außenansicht von Südosten -
Taborkirche Berlin Alt-Hohenschönhausen 1928
Glocken
| ]
Der Glockenstuhl befindet sich seit dem Rückbau des Turms 1953 in einem Glockenhaus neben der Kirche. Die drei Glocken aus Eisenguss wurden im Jahr 1918 von Schilling & Lattermann in Morgenröthe-Rautenkranz gegossen.
- Glocke 1 ist auf den Schlagton a' gestimmt und trägt die Inschrift FRIEDE AUF ERDEN.
- Glocke 2 ist auf den Schlagton cis" gestimmt und trägt die Inschrift WIR TRETEN ZUM BETEN.
- Glocke 3 ist auf den Schlagton e" gestimmt und trägt die Inschrift EISEN FUER ERZ.
Ausstattung
| ]- Der Flügelaltar von 1450 entstammt der Wartenberger Dorfkirche. Er kam 1924 nach Hohenschönhausen und wurde unter Verwendung stilistisch unterschiedlicher Schnitzfiguren aus dem letzten Viertel des 15. Jahrhunderts neu aufgebaut.
- Ferner sind der Totenschild des Gutsherrn Hans Christoph von Röbel von 1671 sowie drei eiserne Fahnenspitzen von 1683/88 seines Sohnes Christian Dietrich von Röbel ausgestellt. Die rundum laufende Aufschrift des Totenschildes lautet: „Der Hoch Edelgebohren, Gestrenge, veste und Mannhaffte Herr Hans Christian von Röbell seiner Churfürstl. Durchlaucht weilandt (daselbst) wohl vorordter Commissari(s?), des Niederbarnimschen Kreises Erbherr auf Hohen Schönhausen, Wartenberg und Buchholz ist gebohren, A(o?). 1603 den Freytag nach Exaudi (der sechste Sonntag nach Ostern). Durch einen sanften, Seeligen todt aus dieser Welt gerufen den Ostermontag den 24ten April in diesen laufenden 1671 Jahr Nachdem er es gebracht auf 67 Jahre 10 Monate 15 Tage Gott wolle ihm geben hie der Erde eine gute Ruhe an jü(ng?)stentage eine fröhliche Auferstehung.“
- Das Taufbecken, verziert mit dem Wappen des Niederbarnim, stammt aus dem Jahr 1638. Die im Renaissancestil erbaute Kanzel von 1540 befand sich ursprünglich über dem Altar, später am Triumphbogen und befindet sich seit 1987 neben dem Totenschild.
- Ein geschnitztes Renaissance-Lesepult im Altarraum
- Tabernakel-Wandschrank in der Sakristei, dazu der damalige Gemeindepfarrer Julius Kurth: „Ich fand in der Nordwand der Sakristei ein Fach eingelassen, das aus Holz gebildet und mit einem Türchen versehen ist {...} Nach vorsichtiger Reinigung entpuppte es sich als das alte Sakramentshäuschen oder Tabernakel aus dem 15. Jahrhundert. Zugleich erhält man eine Vorstellung von der alten Wandbemalung des Raumes, die über das Holz weitergeführt wurde.“
- Totentafel für Joh. Gottfr. Bohne mit der Aufschrift: „Joh. Gottfr. Bohne geb. 1812 den 24 Januar starb 1834 9 Januar nach dem er 8 ½ Manat als Kanonier in Magdeburg gestanden am Nervenfieber in einem Alter von 21 Jahr 11 ½ Monat. Du sollst uns vergesslich sein Die Thränen die wir jetzt dir weihn Versiegen erst beim Wiedersehn, Wenn wir dir nach zum Himmel gehen.“
- Eine um 1500 entstandene Kreuzigungsgruppe, die ursprünglich in der Taborkirche stand, befindet sich heute in der Nikolaikirche.
- Innenraum
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Langhaus und Chor - Marienaltar
- Kanzel
- Renaissance-Lesepult
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Der hölzerne Tauftisch -
Der Altarraum -
Ansicht der Gedenktafel mit drei Fahnen-Lanzenspitze -
Totenschild Hans Christoph von Röbel - Tabernakel-Wandschrank
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Totentafel für Joh. Gottfr. Bohne
Orgeln
| ]Die Orgel mit sieben Registern auf einem Manual und Pedal und einem neugotischen Prospekt wurde 1862 vom Berliner Orgelbauer Albert Lang erbaut. Sie stand bis 1905 über dem Altar und wurde dann in die ehemalige Patronatsloge umgesetzt. 1969 wurde die Orgel stillgelegt, weil Sachverständige sie für klanglich und spieltechnisch unbefriedigend hielten. 1985 wurde sie durch den Dresdner Orgelbauer Rainer Wolter repariert und von 1991 bis 1996 von Orgelbaumeister Gerd-Christian Bochmann (Kohren-Sahlis in Sachsen) wiederhergestellt.
- Die Orgel besitzt eine orgeltechnische Besonderheit. Der Platz am ursprünglichen Aufstellort war zu schmal und der Orgelbaumeister Albert Lang fand eine geniale Lösung, in dem er das Pedalwerk unter dem Orgelwerk platzierte.
- Mit dieser Orgel beteiligt sich die Taborgemeinde an der in den späten 2010er Jahren ins Leben gerufenen Reihe Orgelkonzert im Dunkeln.
- Orgeln
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Albert Lang Orgel -
Ansicht der zweiten Orgel im Altarraum - Kurzes Anspiel der Albert-Lang-Orgel durch Ilse Wegner, mit Blick über Chor und Langhaus
Gemeindepfarrer (Auswahl)
| ]- 1352 Heinrich Billerbeck
- Um 1908 Paul Beike
- 1910 bis zum 1. Juni 1935 Julius Kurth
- 1936 bis 1945 Albrecht Neuberg
- Am 18. April 2021 in Amt eingeführt, auf 10 Jahre mit der Pfarrstelle betraut, Clemens Hochheimer
Literatur
| ]- Heinrich Trost (Gesamtredaktion): Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR. Hauptstadt Berlin II. Hrsg. Institut für Denkmalpflege; Henschelverlag Kunst und Gesellschaft, Berlin 1987, S. 154–157.
- Markus Cante: Kirchen bis 1618. In: Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten. Teil VI: Sakralbauten. Berlin 1997, S. 339.
- Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Berlin. Deutscher Kunstverlag, Berlin 2000, S. 211.
Weblinks
| ]- Eintrag 09045467 in der Berliner Landesdenkmalliste
- Taborkirche, Berlin Alt-Hohenschönhausen Restaurierung der Kirchenfassaden. In: Architekturfassungen. 14. Januar 2017, abgerufen am 5. September 2025.
- Heiligenfiguren restauriert. In: Bezirk Lichtenberg, Berlin Taborkirche in Hohenschönhausen. Deutsche Stiftung Denkmalschutz, 2011, abgerufen am 5. September 2025.
- Denkmal des Monats November – Taborkirche Hohenschönhausen. (PDF; 35 kB) In: berlin.de. November 2011 ehemals im (nicht mehr online verfügbar). (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
- Ulrich Kasparick: Die Tabor-Kirchgemeinde Berlin- Hohenschönhausen zwischen 1933 und 1945. Ein Beitrag zur Regionalgeschichte (1). In: Geschichte, Kirche, Nationalsozialismus. 13. April 2023, abgerufen am 6. September 2025.
- Ulrich Kasparick: Die Tabor-Kirchgemeinde Berlin-Hohenschönhausen zwischen 1933 und 1945. Ein Beitrag zur Regionalgeschichte (2). In: Geschichte, Kirche, Nationalsozialismus. 17. April 2023, abgerufen am 6. September 2025.
- Website der Kirchengemeinde
- Routen der Romanik in Berlin und Brandenburg: Berlins spätromanische Dorfkirchen II - Dorfkirche Hohenschönhausen
Einzelnachweise
| ]- Heinrich Wohler: Kirche in Hohen Schönhausen. In: platten-art-en.
- Anke Huschner: Hohenschönhausen. In: Wolfgang Ribbe (Hrsg.): Geschichte der Berliner Verwaltungsbezirke. Band 15. Stapp Verlag, Berlin 1995, ISBN 3-87776-070-8, S. 26–29.
- Denkmal des Monats November – Taborkirche Hohenschönhausen ( vom 7. April 2014 im Internet Archive), PDF; 35 kB, abgerufen im Jahr 2013.
- Anke Huschner: Hohenschönhausen. In: Wolfgang Ribbe (Hrsg.): Geschichte der Berliner Verwaltungsbezirke. Band 15. Stapp Verlag, Berlin 1995, ISBN 3-87776-070-8, S. 37–47.
- Mitteilungen Bände 9 – 11. Verein für die Geschichte Berlins, Berlin 1892, S. 130 (google.de).
- Anke Huschner: Hohenschönhausen. In: Wolfgang Ribbe (Hrsg.): Geschichte der Berliner Verwaltungsbezirke. Band 15. Stapp Verlag, Berlin 1995, ISBN 3-87776-070-8, S. 80–96.
- Wolfgang Reich: Orgel: Berlin/Hohenschönhausen – Dorfkirche „Taborkirche“. orgel-verzeichnis.de, abgerufen am 12. September 2025.
- Walter Püschel: Spaziergänge in Hohenschönhausen in. In: Berlinische Reminiszenzen. No. 73. Haude & Spener, Berlin 1995, ISBN 3-7759-0398-4, S. 100.
- Taborkirche Hohenschönhausen. Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e. V., abgerufen am 4. September 2025.
- Berlin-Hohenschönhausen – Taborkirche mit Glockengeläut auf youtube.com
- Informationen zur Orgel und Disposition auf der Site der Kirchengemeinde
- orgel-verzeichnis.de: Berlin/Hohenschönhausen – Dorfkirche „Taborkirche“, mit weiteren Informationen über Kirche und Orgel und zahlreichen Abbildungen.
- Orgelkonzert im Dunkeln, Terminübersicht im Spätherbst 2019. Beteiligte Kirchen: Tabor-, Heilig Kreuz, Gemeindezentrum „Heinrich Grüber“ und die Dorfkirche Wartenberg; abgerufen am 4. November 2019.
- Zeitreise Alt-Hohenschönhausen. Bezirksamt Lichtenberg von Berlin, abgerufen am 7. September 2025.
- Berlin-Alt-Hohenschönhausen
- Kirchengebäude in Berlin
- Kirchengebäude des Evangelischen Kirchenkreises Berlin Nord-Ost
- Baudenkmal in Berlin
- Erbaut im 13. Jahrhundert
- Taborkirche
- Feldsteinkirche
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